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When all seemed lost, you came.. - Annie Bradshaw - 15.07.2024

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outfit |Annie starrte aus dem Fenster.Es regnete, wie so oft. Die Menge der Tropfen an ihrem Fenster glichen gefühlt den Tränen, die sie in den letzten Tagen vergossen hatte. Die letzten zwei Tage waren ein Wirbelsturm aus Emotionen gewesen. Der Gedanke an ihren Ehemann Jason, ließ sie nicht los. Er war nicht immer so, konnte charmant und liebevoll sein, aber es häuften sich Momente, in denen er komplett die Kontrolle verlor. Sie war sicher keine Frau, die sich alles gefallen ließ, aber sie fühlte sich gefangen in einer Ehe, die sie so nicht wollte. Es ging, wie man sich sicher denken könnte um Geld. Doch trotz all des Schmerzes gab es einen Lichtblick, an den sie sich klammerte. Es war vor zwei Tagen, als sie ihr Zuhause tränenüberströmt verlassen hatte. Die Erinnerung an Jasons wütendes Gesicht und die Schrecken der vergangenen Nacht quälten sie noch immer. In ihrer Verzweiflung hatte sie ein Taxi herangewunken und war hineingestürzt, ohne groß darauf zu achten, wer der Fahrer war. Sie wollte nur weg – weg von Jason, weg von dem Schmerz.

Im Inneren des Taxis jedoch hatte sie eine unerwartete Überraschung erlebt. Der Fahrer, ein freundlicher Mann mit dem Namen Mr. Escobar, hatte sie mit einer Ruhe und Wärme begrüßt, die sie sofort beruhigt hatte. Er hatte ihre Tränen gesehen und sie gefragt, ob alles in Ordnung sei. Seine Stimme war sanft und sein Blick verständnisvoll. Anstatt die üblichen Höflichkeitsfloskeln zu verwenden, hatte er ihr zugehört – wirklich zugehört. Wann hatte ihr das letzte Mal jemand wirklich zugehört? Während der Fahrt hatte sie ihm von ihrem Schmerz erzählt - nicht alles, aber genug, damit er sich vielleicht ein Bild machen konnte. Mr. Escobar hatte sie ermutigt, stark zu bleiben und daran erinnert, dass sie nicht alleine sei. Seine Worte waren wie Balsam für ihre Seele, und für einen Moment fühlte sie sich sicher.Wenn er nur die ganze Wahrheit gekannt hätte.

Als sie ihre Galerie erreichten, hatte sie das Taxi hastig verlassen, den Fahrpreis bezahlt und sich kaum verabschiedet. Doch bevor sie ganz ausgestiegen war, hatte sie noch einen kurzen Blick auf die Fahrerlizenz geworfen und den Namen Mr. Escobar gelesen. Dieser Name hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt, und seitdem konnte sie nicht aufhören, an den freundlichen Fahrer zu denken, der ihr in einem so dunklen Moment Trost gespendet hatte. An diesem Tag hatte sie schließlich den Mut gefasst, telefoniert, in der Hoffnung, Mr. Escobar ausfindig zu machen. Es war eine mühsame und langwierige Aufgabe gewesen, aber letztendlich hatte sie Erfolg gehabt. Sie hatte ein Taxi geordert und darauf bestanden, dass Mr. Escobar der Fahrer sein sollte.

Nun saß sie in ihrer Galerie und wartete gespannt. Ihre Hände zitterten leicht, und ihr Herz schlug schneller als gewöhnlich. Sie war nervös, aber auch voller Vorfreude. Sie wollte ihm danken, sich bei ihm für seine Freundlichkeit und sein Verständnis bedanken. Es war ihm vielleicht nicht bewusst, aber seine Worte hatten ihr die Kraft gegeben, einen kleinen Schritt aus ihrer Angst herauszutreten. Endlich sah sie ein Taxi vorfahren. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie Mr. Escobar erkannte, der ausstieg und auf die Galerie zuging. Sie stand auf, wischte sich die Hände an ihrer Hose ab und ging zur Tür, um ihn zu begrüßen. Als sie die Tür öffnete, sah sie sein vertrautes, freundliches Gesicht und fühlte eine Welle der Erleichterung über sich hereinbrechen.

„Mr. Escobar? “, sprach sie mit zitternder Stimme...


RE: When all seemed lost, you came.. - Javier Escobar - 17.07.2024

OUTFIT Eigentlich war das ein Tag wie jeder andere,… er hatte auch wie jeder andere Tag begonnen. Mittlerweile hatte er sich eine gewisse Routine angewöhnt. Morgens aufstehen, dann erstmal Kaffee… duschen und dann mit dem Hund raus bevor er die Fellnase zu seiner Nachbarin brachte und mit einem letzten Kraulen zur Arbeit aufbrach. Ein wenig sah anders sah es aus wenn er Nachtschichten fuhr,… da er sowieso kaum ein Auge zubekam machten ihm auch diese nichts aus,…

Dennoch hatte er sich hier etwas aufgebaut,… Er war noch immer rastlos, wusste nicht wie lange er in London bleiben konnte, doch immerhin waren es jetzt schon ein paar Jahre. Ein paar Jahre in denen sie ihn nicht gefunden hatten. Ob die Gang noch nach ihm suchte wusste er nicht,… und wollte es auch gar nicht wissen. Das würde nur zu mehr schlaflosen Nächten führen.

Er war heute schon einige Touren gefahren als ihn der Funk von seinem Boss erreichte. Eine junge Frau hatte ein Taxi bestellt und speziell nach ihm verlangt. Das irritierte den 43 jährigen Mann,… Er wusste nicht was er davon halten sollte. eigentlich hatte er auch nur eine Frau im Kopf die das hätte tun können.

Vor ein paar Tagen hatte er sie vor ihrer Wohnung abgeholt. Sie schien so traurig und verzweifelt… schien als könnte sie jemanden gebrauchen der ihr einfach nur zuhörte. Und genau das hatte er getan,… als er sie hatte rausgelassen und ihr nachgeschaut hatte war in ihm der Gedanke aufgekommen ihrem Mann einen Besuch abzustatten. Sie war eine von diesen Frauen die es verdient hatte, dass Ma(n)n sie wie eine Göttin behandelte, sie auf Händen trug und ihr die Sterne vom Himmel holte. Wenn ihr Ehemann das nicht sah war er ihrer einfach nicht würdig…

Gut er selbst wäre es auch nicht, sie verdiente einen aufrichtigen Mann, eine Schulter zum anlehnen. Keinen verwitweten, abgeranzten und alten Taxifahrer… Dennoch war er nicht überrascht als er sie in der Galerie stehen sah. Javier war ausgestiegen und hinein gegangen. Er stand in der Tür und er konnte nicht anders,… ein leichtes Lächeln huschte ihm über das Gesicht. „Miss… Bradshaw, richtig?“ stellte er fest und schaute sie an. „Es freut mich sie wiederzusehen…“ erneut lächelte er leicht, soweit der dazu überhaupt noch im Stande war.



RE: When all seemed lost, you came.. - Annie Bradshaw - 18.07.2024

Annie war froh, dass Javier ihrer Einladung gefolgt war. Sie sah ihn aufmerksam an und lächelte, als er herein kam. Sein markantes Profil, das von einem leichten Bartschatten umrahmt wurde, und die sanften Falten um seine Augen, die von gelebtem Leben und Erfahrung zeugten, fielen ihr sofort auf. Seine Augen waren dunkel und geheimnisvoll, voller Geschichten, die sie nur erahnen konnte. Es war, als ob sie in einem kurzen Blick die ganze Last dieses Mannes erkennen konnte. Seine Haut war sonnengebräunt und hatte den leicht goldenen Schimmer. Egal wie alt er war, er wirkte auf Annie unglaublich interessant. Ihre Nervosität verwandelte sich langsam in Faszination. Die Art, wie er sich bewegte – geschmeidig und dennoch mit einem Hauch von Bedacht – zog sie in ihren Bann. Sie war schon immer jemand gewesen, der sich die Menschen ganz genau ansah, weil sie fasziniert von Menschen war. Sie war ein Beobachter, der sich jedes noch so unscheinbare Teil einprägen wollte.

„Kommen Sie bitte herein, Mr. Escobar,“ sagte sie schließlich, ihre Stimme nur ein wenig zitternd vor Aufregung, als sie zur Seite trat, um ihm Platz zu machen. „Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?“ fragte sie, während sie die Tür der Galerie hinter ihm schloss und ihm die Hand entgegenstreckte. „Und bitte, nennen Sie mich Annie.“ Ihr Ärmel der Jacke rutschte hoch und offenbarte einen dunklen Fleck an Annies Handgelenk, der sich unter ihrem Ärmel hervor zeigte. Es sah aus, als hätte jemand sie viel zu fest gehalten. Zudem trug sie einen seidigen Schal, um den leichten Schatten eines blauen Flecks zu verbergen Aber sie lächelte. Nachdem sie seine Hand geschüttelt hatte, führte sie ihn zu einem kleinen Tisch in der Ecke der Galerie, wo bereits zwei Tassen und eine Kanne Kaffee bereitstanden. Während sie ihm einschenkte überlegte sie, wie sie seine eventuelle Neugierde am besten intelligent stillen konnte, ohne aufdringlich zu wirken. . Es war seltsam, wie vertraut sie sich in seiner Gegenwart fühlte, obwohl sie ihn kaum kannte. „Ich wollte mich bei Ihnen bedanken, Mr. Escobar,“ begann sie, während sie ihm die Tasse reichte. „Ihre Freundlichkeit und Ihre Worte haben mir an einem sehr schweren Tag geholfen. Es hat mir mehr bedeutet, als ich in Worte fassen kann.“ Sie nahm einen tiefen Atemzug und lächelte schwach. „Ich hoffe ich überfahre sie damit nicht. Mir lag es einfach am Herzen noch einmal mit ihnen zu sprechen...es ist nicht selbstverständlich.“


RE: When all seemed lost, you came.. - Javier Escobar - 19.07.2024

Javiers Leben in London ging außerordentlich gut. Er hatte nicht mal einen von der Gang gesehen, auch wenn er sich hinter jeder Ecke umdrehte und nie ohne sein Stiletto aus der Wohnung ging. Er war richtig paranoid geworden aber kein Wunder, wenn einem eine mexikanische Gang nach dem Leben trachtete. Javier wusste nicht wie er die letzten Jahre hatte überleben können. Irgendwie hatte er sich über die runden gekriegt. Vermied den engeren Kontakt zu anderen Menschen und blieb eigentlich mehr für sich…

Also wie um alles in der Welt konnte er in diese Situation kommen? Er stand in der Galerie und schaute die jüngere Frau vor sich an. Sogar ein leichtes Lächeln huschte über sein leicht betagtes Gesicht. Oh,… Javier hatte einiges gesehen, das Leben hatte bereits seine Spuren bei ihm hinterlassen. Sowohl körperlich als auch seelisch,… Und dennoch konnte er nicht leugnen, dass diese Frau etwas in ihm hervorrief was er schon lange nicht mehr wahrgenommen hatte. Das Bedürfnis jemanden zu beschützen.

Javier schaute sie und als sie ihn reinbat kam er etwas zögerlich weiter rein und nickte ihr zu. „Annie,… ein schöner Name.“ sagte er und schaute sie dabei weiter an. „Dann,… ist es nur fair wenn sie,… ähm Du mich Javier nennen würdest.“ er konnte nicht anders als erneut leicht zu lächeln… „Bedanken?“ sie hatte Kaffee vorbeireitet und einen kleinen Tisch fertig gemacht. Was für eine süße Art sich zu bedanken. Soviel Mhe nur um ein Dankeschön loszuwerden? Doch dann begann sie zu sprechen und ihm zu erklären warum sie sich so dringend hatte bei ihm bedanken wollen.

Er schaute sie an das von einem leichten Bartschatten umgebene Gesicht verzog sich erneut zu einem leichten Lächeln. „Ach soviel habe ich doch gar nicht getan,… sie,… also Du brauchtest jemanden der dir zuhört und das habe ich getan.“ meinte er und sah in ihre Augen. Schließlich bemerkte er auch den blauen Fleck an ihrem Handgelenk, Javier spürte wie Wut in ihm aufstieg… Wie konnte ihr Mann das tun?! Sie war eine so wunderschöne Frau. Vermutlich hielt er ihre Hand länger als gewohnt und schaute sie an. Reflexartig begann er ihr Handgelenk zu streicheln. „Du hast jemanden verdient der dir zuhört und dich auf Händen durch die Welt trägt..“ sagte er und war über seinen eignen Worte ziemlich überrascht. Sowas sollte er eigentlich nicht sagen.



RE: When all seemed lost, you came.. - Annie Bradshaw - 19.07.2024

Annie fühlte, wie sich die Wärme von Javiers Hand auf ihre Haut übertrug, als er ihr Handgelenk streichelte. Seine Berührung war sanft, beinahe beruhigend, doch die Spuren der letzten Tage konnten die Emotionen, die in ihr aufstiegen, nicht ganz mildern. Sie war überwältigt von dem Unterschied zwischen der zärtlichen Aufmerksamkeit dieses Mannes und der brutalen Kälte, die sie zu Hause erlebte. „Danke, Javier,“ sagte sie leise, während sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. „Es bedeutet mir wirklich viel, dass Sie... dass du hier bist.“. Sie kannte ihn überhaupt nicht und wusste auch nicht, ob es wichtig war, aber so sehr ihre Freude über diese Geste auch war so sehr wurde sie getrübt von der Tatsache, dass sie von Jascon nicht los kommen würde.

Sie nahm einen tiefen Atemzug, als sie in seine dunklen Augen blickte. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr deine Worte mir geholfen haben. An jenem Tag, als ich in dein Taxi stieg, war ich verzweifelt und wusste nicht weiter. Aber du warst einfach nur da...das fühlte sich gut an“ Annie konnte die Wut in Javiers Augen sehen, als er den blauen Fleck an ihrem Handgelenk bemerkte. Es war eine stille Wut, aber sie konnte die Intensität dahinter spüren. Unsicher zog sie die Hand weg, wei es ihr unangenehm war so unachtsam gewesen zu sein. Er sollte es nicht sehen. „Es tut gut, jemanden zu haben, der das sieht und versteh. Aber bitte, mach dir keine Sorgen um mich. Ich bin stark und ...er....er ist nicht immer so...“ Sie merkte, dass ihre Stimme bei diesen Worten zitterte. „Es ist nur... manchmal fühlt es sich an, als ob ich keine Kontrolle mehr über mein eigenes Leben habe. Aber wenn ich Menschen wie dich treffe, dann wird mir klar, dass eda draußen doch noch ein paar Leute keine Scheuklappen auf haben.“

Annie lächelte schwach, aber es war ein echtes Lächeln. „Und bitte, erzähl mir von dir, Javier.“ Sie wollte mehr über diesen Mann wissen, der in so kurzer Zeit so viel für sie getan hatte, ohne es selbst zu wissen.


RE: When all seemed lost, you came.. - Javier Escobar - 25.07.2024

„Gern geschehen,… nicht der Rede Wert.“ sagte er und schaute sie an. Weshalb bedeutete es ihr bloß soviel sich bei ihm zu bedanken? Er schien einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben und irgendwie beunruhigte ihn das ein wenig. Denn er war bestimmt der letzte Mensch auf Erden den man mögen sollte oder sogar ins Herz schließen sollte. Immerhin wusste er nie wann er die Stadt wieder Hals über Kopf bei Nacht und Nebel verlassen musste.

Allerdings musste er zugeben, dass sie ihm auch aufgefallen war. Schon allein weil sie so aussah als würde sie gleich von einer Brücke springen. Er musste ihr einfach helfen… Sie meinte zwar jetzt, dass sie stark war und das er ja nicht immer so war aber… seufzend verschränkte er die Arme vor der kräftigen Brust und schaute sie an. „Mhm,…“ sagte er nur dazu und sah sie weiter an. Er schwieg aber und ging nicht weiter auf ihr Handgelenk ein. Sie war sicherlich stark, aber dennoch schien sie jemanden zu brauchen der sie auffing. Javier spürte, dass sie litt,… und das gefiel ihm nicht. Wieder drängte sich ihm das Verlangen auf ihrem werten Herren Ehemann mal einen kleinen Besuch abzustatten.

Dennoch setzte er sich nun und sah sie mit einem warmen und sanften Blick an. Die dunklen Augen sahen direkt in ihre und er lächelte schief. „Über mich?,…“ widerholte er und lehnte sich ein wenig im Stuhl zurück. Was sollte er ihr erzählen? Das er ein abgewrackter Taxifahrer war, der sein Leben lang auf der Flucht vor einer mexikanischen Gang ist? Das er zugesehen hat wie man seine Familie ermordet?! Das waren sicherlich nicht die Dinge die man jemandem erzählen wollte.

Darum schaute er sie an,… „Was soll ich dir erzählen,… Ich wurde in Cancun geboren und bin dort aufgewachsen. Nach dem Tod meiner Familie zog es mich weg von dort und ich landete irgendwie in London.“ fasste er zusammen, wobei er bewusst die Gang und seine permanente Flucht ausließ. Auch das er sich jeden gefühlten verdammten Tag ungefähr 200 mal umsah,… Er schaute sie an und nahm leicht ihre Hand. „Keine Frau sollte sich so fühlen wie du… soetwas hast du nicht verdient…“ sagte er aufrichtig und streichelte sanft ihre Hand.



RE: When all seemed lost, you came.. - Annie Bradshaw - 26.07.2024

Sie spürte, dass hinter seinen Worten mehr steckte, als er preisgab. Trauer schwang in seiner Stimme mit, auch wenn er versuchte, sie zu verbergen. Er beließ es bei ein paar Worten und Annie entschied sich auch nicht weiter nach zu fragen. Vorerst nicht, auch wenn sie gerne mehr über ihn erfahren wollte. Als er ihre Hand nahm, zuckte sie kurz zusammen, hielt aber still. Sie wollte es nicht, konnte sich aber nicht dagegen wehren und legte ihre Hand schließlich auf seine. Es war seltsam die Hand eines anderen Mannes auf diese Art und Weise zu berühren. Es war kein normaler Händeschlag, sondern etwas sehr emotionales. Javiers Berührung gab ihr ein seltsames Gefühl von Geborgenheit, das sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Geräuschvoll atmete sie aus und sah auf die beiden ineinander verflochtenen Hände. „Danke… es bedeutet mir viel,“ sagte sie leise und schaute ihn an. Sie hoffte inständig, dass er sie nicht für einen Stalker hielt, der nach ihm gesucht hatte indem sie in seiner Firma einige Leute verrückt gemacht hatte. Aber jetzt saß er ja hier und sie hatte die Gelegenheit genutzt, sich zu bedanken, so surreal es ihm vielleicht vorkommen mochte. Jemand wie er, der anscheinend seine eigenen Dämonen hatte, konnte sie verstehen. „Ich möchte einfach wissen, wer du bist. Du scheinst so viel erlebt zu haben. Cancun ...sicherlich ein sehr schöner Ort.“

Und wo war sie? Im regnerischen London. Gefangen in einer Ehe, in der sie nicht glücklich war und dennoch durchhalten musste, damit sie ihre Galerie halten konnte. „Ich bin in einem Leben gefangen, das sich anfühlt, als würde es mich erdrücken. Mein Mann… er hat diese... dunklen Seiten und ich versuche immer, ihn zu schützen, aber manchmal frage ich mich, ob ich das kann.". Sie seufzte und sah ihm direkt in die Augen. „Du hast recht, keine Frau sollte sich so fühlen. Aber ich weiß nicht, wie ich da rauskommen soll. Es ist, als wäre ich in einem Käfig und jede Bewegung, die ich mache, bringt nur mehr Schmerz.“ Annie merkte, dass sie zitterte, und drückte seine Hand fester, um sich zu beruhigen. Wenn ihr Mann jetzt in die Galerie kommen würde und sehen würde, wie sie die Hand eines anderen hielt, sich sichtlich zu diesem hingezogen fühlte - teils aus Verzweiflung, teils aus regem Interesse oder einer Suche nach etwas, dass sie schon so lange vermisste - würde er komplett durchdrehen. Sie wusste, dass sie sich in einer gefährlichen Nähe zu Javier befand, eine Nähe, die sie verletzlich machte. Aber in diesem Moment fühlte sie sich sicherer, geborgener. Ihr Blick blieb in seinem Gesicht hängen, welches sie einen Moment lang zu studieren schien. „Darf ich dir noch etwas anbieten?“ fragte sie leise


RE: When all seemed lost, you came.. - Javier Escobar - 31.07.2024

Eigentlich vermied er es so gut es ging über seine Vergangenheit zu sprechen. Davon musste niemand wissen und er vermied es auch, dass jemand etwas über ihn erfuhr. Dafür war es zu gefährlich ihn zu kennen, die Gang hatte mit Sicherheit nicht einfach aufgegeben ihn zu suchen. Nur weil er auf der anderen Seite des Atlantiks lebte hieß es nicht, dass sie ihn nicht finden würden. Er lebte ständig mit der Angst im Nacken und fragte nicht nach, oder versuchte herauszufinden wo die Gang sich befand.

Allerdings meine Annie, dass sie gerne einfach mehr über ihn wissen wollte. Javier hatte von ersten Augenblick an das Gefühl gehabt, dass sie aufrichtig war. Sie würde ihn nicht verraten, das wusste er aber wie viel sollte er bereit sein preis zu geben ohne sie in Gefahr zu bringen?! „Cancun ist wirklich eine schöne Stadt,… zwar hauptsächlich vom Tourismus geprägt aber, ja… sie hat ihren eigenen Charme.“ er vermisste seine Heimat auch ein wenig, schaute aber nicht zurück. Denn in Mexiko hielt ihn nichts mehr,… alles was er dort gehabt hatte war tot.

Als sie von ihrem Mann sprach schaute er sie an. Er wusste nicht viel darüber, immerhin war er ja kein Polizist oder so, aber aus eigener Erfahrung heraus wusste er, dass Frauen die Opfer häuslicher Gewalt waren immer ihren Peiniger in Schutz nahmen. Darum ließ er ihre Hand auch nicht einfach los,… Das leichte Gefühl von pochendem Herzen ignorierte er einfach. Einfach weil es Schwachsinn war,… Annie war verheiratet und noch dazu viel zu jung für ihn. Nicht das er überhaupt in Erwägung gezogen hätte über etwas nachzudenken, was über Freundschaft hinaus ging.

Javier schaute sie an, streichelte sanft ihre Hand und hörte ihr zu. Mehr hatte er bei ihrer ersten Begegnung auch nicht getan. Und dennoch hatte auch sie ihn danach noch beschäftigt. Er versuchte eigentlich den engeren Kontakt mit Menschen zu vermeiden aber sie… Unweigerlich überkam ihn ein Gefühl von Ruhe wenn er sie ansah. Er kam nicht drum herum etwas zu lächeln, zumindest konnte man dies als ein Lächeln betrachten was sich auf dem leichten Bartschatten abzeichnete. „Nein,… danke.“ wie es schien wollte sie wirklich mehr über ihn erfahren… Was sollte er tun?

„Dein Mann hat gar keine Ahnung was für eine wunderbare Frau er hat.“ stellte Javier fest und deutete erneut ein Lächeln an. „Wenn du Hilfe brauchst, kannst du mich jederzeit anrufen und ich werde kommen, egal wann und wo.“ bot er ihr an und schaute ihr dabei direkt in die schönen Augen. Sie war eine so wunderschöne Frau, ihr Mann musste ein verdammter Idiot sein wenn er das nicht erkannte.

„Nun,… über mich gibt es tatsächlich nicht besonders viel zu wissen. Oder besser gesagt nichts worüber ich sprechen wollen würde.“ zumindest nicht im Moment… Doch sie einfach so im Regen stehen zu lassen wollte er auch nicht. „Ich hatte in Cancun, wie gesagt, eine Familie…eine Frau und eine Tochter genauer gesagt…“ begann er dann, er würde bewusst gewisse Details auslassen. Dinge die sie lieber nicht wissen musste oder sollte. Aber er würde ihr erzählen was er konnte.



RE: When all seemed lost, you came.. - Annie Bradshaw - 02.08.2024

„Cancun klingt wirklich schön. Ich kann mir vorstellen, dass du es manchmal vermisst.“ Sie war hier geboren, hatte aber im Laufe ihres Lebens so viele Länder besucht, dass sie es an einer Hand nicht abzählen konnte. In Cancun hingegen war sie tatsächlich noch nie. „Auch wenn du versuchst, die Vergangenheit hinter dir zu lassen, bleiben bestimmte Erinnerungen eben trotzdem bei einem.“Als er ihre Hand nahm und sie die Wärme seiner Berührung spürte, fühlte sie sich wirklich gut. Es fühlte sich nicht falsch an, auch wenn es die Hand eines anderen Mannes war. „Es ist schon komisch, wie jemand, den man gerade erst kennengelernt hat, einem so ein Gefühl der Geborgenheit geben kann,“ bemerkte sie und lächelte leicht. „Ich habe mich lange nicht mehr so gut gefühlt...“

Javiers Angebot, ihr zu helfen, wann immer sie es brauchte, ließ sie etwas schmunzeln. „Das ist wirklich nett von dir,“ sagte sie und schaute ihm in die Augen. „Vielleicht komme ich drauf zurück, aber du musst es nicht. Außerdem hast du auch ein Stück von deiner eigenen Geschichte erzählt,“ fuhr sie fort, als er über seine Familie sprach. „Es tut mir leid, dass du so viel verloren hast. Ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie schwer das für dich gewesen sein muss.“ Plötzlich stand sie auf und ging zur Tür der Galerie. Sie schloss sie die Tür ab, drehte sich zu Javier um und deutete ihm an, ihr zu folgen. Es war, als ob sie etwas Wichtiges zeigen wollte, weshalb sie mit verschwörerischen Blick nickte. Sie führte ihn in den hinteren Bereich der Galerie, wo ein paar Kartons und alte Ausstellungsstücke standen. Mit einer zielgerichteten Bewegung griff sie nach einem kleinen Karton, der auf einem der Stapel lag. Sie öffnete ihn vorsichtig und zog eine kleine, kunstvoll gearbeitete Figur heraus. Die Figur war aus glattem, dunkelbraunem Holz geschnitzt und zeigte einen stilisierten Schutzengel, der seine Flügel schützend um ein kleines Herz legte. Das Herz war mit feinen, goldenen Linien verziert, die im Licht schimmerten. Die Figur war etwa so groß wie eine Handfläche und hatte eine sanfte Ausstrahlung, die fast wie ein beruhigendes Murmeln wirkte. „Das hier ist ein Schutzsymbol aus Mexiko,“ erklärte Annie sanft. „Es ist ein kleines Amulett, das Schutz und Sicherheit bringen soll. Ich dachte, es könnte dir etwas Halt geben, gerade weil du so viel durchgemacht hast.“

Sie hielt die Figur in die Höhe, damit Javier sie besser betrachten konnte. „Es hat mich an meine eigene Familie erinnert und daran, wie wichtig es ist, einander beizustehen. Vielleicht kann es dir auch ein bisschen Frieden bringen, wenn du es bei dir trägst.“ Annie lächelte leicht und reichte ihm die kleine Figur. „Es ist nur ein kleines Zeichen, aber vielleicht kann es dir ein wenig Schutz geben, genau wie du mir“ Ihre großen Augen sahen ihn abwartend an. Sie versuchte heraus zu finden, was er dachte...was er über sie dachte und ob es ihm vielleicht ähnlich ging wie ihr in seiner seiner Nähe. Wild...einfach nur...wild...


RE: When all seemed lost, you came.. - Javier Escobar - 27.08.2024

Die Erinnerung an seine Heimnat verfolgte den Vierzigjährigen eigentlich jeden Tag. Doch er wusste auch, dass er nicht dorthin zurück konnte und das er sich in England ein Leben hatte aufgebaut. Es war kein besonders aufregendes Leben und als Taxifahrer hatte er nicht mal einen besonders aufregenden Job aber er hatte ein Dach über dem Kopf. Und wenn er irgendwann doch fliehen musste, weil sie ihn gefunden hatten und er keine andere Möglichkeit sah, dann ließ er wenigstens nicht Zuviel zurück.

Das setzte jedoch voraus, dass er Niemanden zu dicht an sich heran ließ. Allerdings war es nicht immer einfach,… besonders nicht wenn er mit einer Person konfrontiert war die nicht nur sein Interesse weckte sondern auch seine Hilfe brauchen könnte. Annie war eine so vielseitige junge Frau und sie hatte ihr Schicksal nicht verdient. Doch wer wäre er, wenn er sich ein Urteil darüber erlaubt hätte. Die Berührung an ihrer Hand löste in ihm ein Gefühl aus das er lange nicht gespürt hatte. Ein leichtes Lächeln huschte über seinen Bartschatten und er sah sie an. „Es sind teilweise Erinnerungen die ich gerne verdrängen würde, und… ich könnte auch nicht zurück, selbst wenn ich wollte.“ sagte er und seufzte leicht.

„Schon ok,… das Leben geht weiter oder? Und wir müssen nach vorne schauen.“ es half nichts in der Vergangenheit zu leben. Auch wenn diese wesentlich zu seinem Inneren beitrug. Plötzlich stand sie auf und führte ihn in ihre Galerie. Sie holte eine kleine Figur hervor und er sah auf diese kleine Holzfigur. Sie hatte eine so angenehme Ausstrahlung und als sie ihm diese gab huschte ein Lächeln über den Bartschatten. Eine Weile betrachtete er die kleine Figur und dann schaute er sie an. „Das,… ist wirklich wunderschön und unheimlich lieb von dir…“ es bedeutete ihm viel mehr als sie vielleicht ahnte. Diese kleine Figur hatte seine Frau ähnlich zu Hause gehabt.

Sein Daumen strich über das Holz der Figur, wie als hätte er etwas sehr wertvolles in der Hand. Eine Weile sagte er nichts und schaute dann wieder in ihre Augen. Ein nostalgischer Schimmer huschte über sein Gesicht und seine Augen und er nahm ihr Hand. „Kannst du mir eines versprechen?“ er schaute sie an. Verdammt wenn er in ihrer Nähe war fühlte er sich zum ersten Mal wieder lebendig. Vielleicht war sie die einzige Person, der einzige Grund was ihn in London halten würde. „Versprich mir, dass du mich anrufst,… egal wann, egal wo. Ich will dir helfen, und ich wünschte ich könnte mehr tun.“ sagte er zu ihr und strich erneut über ihre Hand, die er auch nicht loslassen wollte.