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14.07.2024, 10:56 - Wörter:
Eine Mary Sue ist ein Begriff aus der Literatur und Medienkritik, der einen fiktiven Charakter beschreibt, der unrealistisch perfekt ist. Dieser Charaktertyp ist oft übermäßig talentiert, gut aussehend, moralisch unfehlbar und hat keine signifikanten Schwächen oder Fehler. Die Bezeichnung stammt aus der Fanfiction-Kultur und wurde erstmals in den 1970er Jahren verwendet, um einen übermäßig idealisierten Charakter in einer Star Trek Fanfiction zu beschreiben.
Merkmale einer Mary Sue:
1. Perfektion in allen Bereichen:
- Unrealistische Fähigkeiten: Eine Mary Sue beherrscht alle Fertigkeiten meisterhaft, sei es in sportlichen Aktivitäten, künstlerischen Talenten oder intellektuellen Fähigkeiten, ohne nachvollziehbare Gründe oder Training.
- Unfehlbarkeit: Mary Sues machen selten oder nie Fehler. Wenn sie Fehler machen, haben diese keine ernsthaften Konsequenzen und dienen oft nur dazu, sie noch sympathischer wirken zu lassen.
- Beispiel: Ein Charakter, der ohne Training hervorragend in Kampfkunst, Malerei und Programmierung ist. Häufig stammen sie aus einer reichen Familie oder Adelshäusern, sind heimliche Prinzessinnen/ Prinzen. Oder sie waren in der Schule solche Überflieger, dass sie bereits mit 18 Jahren Staranwälte sind. Oder sie haben so viele Talente, dass sie mit Mitte 20 bereits neben ihrem Medizin Studium auch Astrophysik studiert haben.
2. Traumhafte Lebensumstände:
- Idealisierte Hintergrundgeschichte: Ihre Vergangenheit ist oft tragisch, aber romantisiert, was sie heroischer erscheinen lässt.
- Besondere Herkunft: Sie stammen häufig aus besonderen oder geheimnisvollen Verhältnissen, wie einer adeligen Familie, oder haben eine geheime, bedeutungsvolle Abstammung.
3. Außergewöhnliche Attraktivität:
- Übermäßige Schönheit: Mary Sues sind oft übernatürlich schön oder gutaussehend, was von fast jedem anderen Charakter anerkannt wird.
- Charisma: Neben äußerer Schönheit besitzen sie oft eine besondere Ausstrahlung, die andere Charaktere magnetisch anzieht.
- Beispiel: Ein Charakter, der ständig von anderen für sein makelloses Aussehen gelobt wird, unabhängig von den Umständen.
4. Beliebtheit und Bewunderung:
- Allgemeine Bewunderung: Fast jeder andere Charakter liebt oder bewundert die Mary Sue. Sie hat viele Freunde und Verehrer und zieht automatisch die Aufmerksamkeit auf sich. Sie haben selten Feinde, und wenn doch, sind diese oft irrational oder eifersüchtig.
- Beispiel: Ein Charakter, der immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht und bei jedem beliebt ist, ohne echte Anstrengung.
5. Fehlen von echten Schwächen:
- Unbedeutende oder oberflächliche Schwächen: Wenn Mary Sues Schwächen haben, sind diese oft trivial oder dienen dazu, sie noch sympathischer zu machen.
- Beispiel: Ein Charakter, dessen einzige Schwäche "zu nett" oder "zu selbstlos" ist. Tollpatschigkeit, die sie noch liebenswerter macht
6. Zentrale Rolle in der Handlung:
- Handlungsfokus: Die Geschichte dreht sich übermäßig um die Mary Sue, und sie spielt in jeder wichtigen Handlung eine zentrale Rolle, oft auf Kosten der Entwicklung anderer Charaktere.
- Beispiel: Ein Charakter, der immer die entscheidende Lösung für alle Probleme hat und jede Krise meistert, während andere Charaktere in den Hintergrund gedrängt werden.
7. Mangel an realistischer Entwicklung:
- Stagnation: Mary Sues zeigen oft wenig bis keine charakterliche Entwicklung oder Wachstum, da sie von Anfang an nahezu perfekt sind.
- Beispiel: Ein Charakter, der keine wirklichen Herausforderungen oder Veränderungen durchmacht und von Anfang bis Ende der Geschichte unverändert bleibt.
Wie man eine Mary Sue in der Charaktererstellung in einem Foren-RPG vermeidet:
1. Vielschichtige Persönlichkeit: Erstelle Charaktere mit einer Vielzahl von Stärken und Schwächen. Überlege dir, welche Schwächen und Fehler dein Charakter hat und wie diese ihn beeinflussen.
2. Realistische Fähigkeiten: Gib deinem Charakter realistische Fähigkeiten und Talente. Selbst in fantastischen Welten sollten die Fähigkeiten eines Charakters glaubwürdig und nicht allmächtig sein.
3. Konflikte und Herausforderungen: Lasse deinen Charakter echte Konflikte und Herausforderungen erleben. Dies sorgt nicht nur für interessante Geschichten, sondern zeigt auch, dass dein Charakter wachsen und sich entwickeln kann.
4. Beziehungen und Interaktionen: Entwickle realistische Beziehungen und Interaktionen mit anderen Charakteren. Nicht jeder muss deinen Charakter mögen oder bewundern.
5. Hintergrundgeschichte: Gib deinem Charakter eine detaillierte und plausible Hintergrundgeschichte. Dies sollte sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen umfassen, die deinen Charakter geprägt haben.
6. Motivation und Ziele: Definiere klare Motivation und Ziele für deinen Charakter. Diese sollten nachvollziehbar und mit der Geschichte verknüpft sein.
Beispiel eines gut ausbalancierten Charakters:
Name: Max Müller
Hintergrund: Max ist in einer durchschnittlichen Vorstadt aufgewachsen. Seine Eltern arbeiteten viel, und er musste oft auf seine jüngeren Geschwister aufpassen.
Stärken: Max ist ein guter Zuhörer und einfühlsam, was ihn zu einem geschätzten Freund macht. Er ist auch ein talentierter Hobbykoch.
Schwächen: Max hat Probleme mit Autorität und neigt dazu, impulsiv zu handeln, was ihn manchmal in Schwierigkeiten bringt. Er ist auch etwas schüchtern und hat Schwierigkeiten, vor großen Gruppen zu sprechen.
Motivation: Max möchte eines Tages sein eigenes Restaurant eröffnen, inspiriert durch die vielen Stunden, die er in der Küche seiner Großmutter verbracht hat.
Entwicklung: Im Laufe der Geschichte muss Max lernen, seine Impulsivität zu kontrollieren und seine Schüchternheit zu überwinden. Er arbeitet daran, seine Führungsfähigkeiten zu entwickeln, um seinen Traum vom eigenen Restaurant zu verwirklichen.
Durch die Berücksichtigung dieser Aspekte kannst du sicherstellen, dass dein Charakter komplex, realistisch und interessant ist, wodurch das Risiko, eine Mary Sue zu erschaffen, minimiert wird.