32 Jahre
Kunsthistorikerin | Galeristin
Kensington
15.07.2024, 09:46 - Wörter:
When all seemed lost, you came..
» When all seemed lost, you came.. «
outfit |Annie starrte aus dem Fenster.Es regnete, wie so oft. Die Menge der Tropfen an ihrem Fenster glichen gefühlt den Tränen, die sie in den letzten Tagen vergossen hatte. Die letzten zwei Tage waren ein Wirbelsturm aus Emotionen gewesen. Der Gedanke an ihren Ehemann Jason, ließ sie nicht los. Er war nicht immer so, konnte charmant und liebevoll sein, aber es häuften sich Momente, in denen er komplett die Kontrolle verlor. Sie war sicher keine Frau, die sich alles gefallen ließ, aber sie fühlte sich gefangen in einer Ehe, die sie so nicht wollte. Es ging, wie man sich sicher denken könnte um Geld. Doch trotz all des Schmerzes gab es einen Lichtblick, an den sie sich klammerte. Es war vor zwei Tagen, als sie ihr Zuhause tränenüberströmt verlassen hatte. Die Erinnerung an Jasons wütendes Gesicht und die Schrecken der vergangenen Nacht quälten sie noch immer. In ihrer Verzweiflung hatte sie ein Taxi herangewunken und war hineingestürzt, ohne groß darauf zu achten, wer der Fahrer war. Sie wollte nur weg – weg von Jason, weg von dem Schmerz.
Im Inneren des Taxis jedoch hatte sie eine unerwartete Überraschung erlebt. Der Fahrer, ein freundlicher Mann mit dem Namen Mr. Escobar, hatte sie mit einer Ruhe und Wärme begrüßt, die sie sofort beruhigt hatte. Er hatte ihre Tränen gesehen und sie gefragt, ob alles in Ordnung sei. Seine Stimme war sanft und sein Blick verständnisvoll. Anstatt die üblichen Höflichkeitsfloskeln zu verwenden, hatte er ihr zugehört – wirklich zugehört. Wann hatte ihr das letzte Mal jemand wirklich zugehört? Während der Fahrt hatte sie ihm von ihrem Schmerz erzählt - nicht alles, aber genug, damit er sich vielleicht ein Bild machen konnte. Mr. Escobar hatte sie ermutigt, stark zu bleiben und daran erinnert, dass sie nicht alleine sei. Seine Worte waren wie Balsam für ihre Seele, und für einen Moment fühlte sie sich sicher.Wenn er nur die ganze Wahrheit gekannt hätte.
Als sie ihre Galerie erreichten, hatte sie das Taxi hastig verlassen, den Fahrpreis bezahlt und sich kaum verabschiedet. Doch bevor sie ganz ausgestiegen war, hatte sie noch einen kurzen Blick auf die Fahrerlizenz geworfen und den Namen Mr. Escobar gelesen. Dieser Name hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt, und seitdem konnte sie nicht aufhören, an den freundlichen Fahrer zu denken, der ihr in einem so dunklen Moment Trost gespendet hatte. An diesem Tag hatte sie schließlich den Mut gefasst, telefoniert, in der Hoffnung, Mr. Escobar ausfindig zu machen. Es war eine mühsame und langwierige Aufgabe gewesen, aber letztendlich hatte sie Erfolg gehabt. Sie hatte ein Taxi geordert und darauf bestanden, dass Mr. Escobar der Fahrer sein sollte.
Nun saß sie in ihrer Galerie und wartete gespannt. Ihre Hände zitterten leicht, und ihr Herz schlug schneller als gewöhnlich. Sie war nervös, aber auch voller Vorfreude. Sie wollte ihm danken, sich bei ihm für seine Freundlichkeit und sein Verständnis bedanken. Es war ihm vielleicht nicht bewusst, aber seine Worte hatten ihr die Kraft gegeben, einen kleinen Schritt aus ihrer Angst herauszutreten. Endlich sah sie ein Taxi vorfahren. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie Mr. Escobar erkannte, der ausstieg und auf die Galerie zuging. Sie stand auf, wischte sich die Hände an ihrer Hose ab und ging zur Tür, um ihn zu begrüßen. Als sie die Tür öffnete, sah sie sein vertrautes, freundliches Gesicht und fühlte eine Welle der Erleichterung über sich hereinbrechen.
„Mr. Escobar? “, sprach sie mit zitternder Stimme...