32 Jahre
Kunsthistorikerin | Galeristin
Kensington
18.07.2024, 10:05 - Wörter:
When all seemed lost, you came..
Annie war froh, dass Javier ihrer Einladung gefolgt war. Sie sah ihn aufmerksam an und lächelte, als er herein kam. Sein markantes Profil, das von einem leichten Bartschatten umrahmt wurde, und die sanften Falten um seine Augen, die von gelebtem Leben und Erfahrung zeugten, fielen ihr sofort auf. Seine Augen waren dunkel und geheimnisvoll, voller Geschichten, die sie nur erahnen konnte. Es war, als ob sie in einem kurzen Blick die ganze Last dieses Mannes erkennen konnte. Seine Haut war sonnengebräunt und hatte den leicht goldenen Schimmer. Egal wie alt er war, er wirkte auf Annie unglaublich interessant. Ihre Nervosität verwandelte sich langsam in Faszination. Die Art, wie er sich bewegte – geschmeidig und dennoch mit einem Hauch von Bedacht – zog sie in ihren Bann. Sie war schon immer jemand gewesen, der sich die Menschen ganz genau ansah, weil sie fasziniert von Menschen war. Sie war ein Beobachter, der sich jedes noch so unscheinbare Teil einprägen wollte.
„Kommen Sie bitte herein, Mr. Escobar,“ sagte sie schließlich, ihre Stimme nur ein wenig zitternd vor Aufregung, als sie zur Seite trat, um ihm Platz zu machen. „Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?“ fragte sie, während sie die Tür der Galerie hinter ihm schloss und ihm die Hand entgegenstreckte. „Und bitte, nennen Sie mich Annie.“ Ihr Ärmel der Jacke rutschte hoch und offenbarte einen dunklen Fleck an Annies Handgelenk, der sich unter ihrem Ärmel hervor zeigte. Es sah aus, als hätte jemand sie viel zu fest gehalten. Zudem trug sie einen seidigen Schal, um den leichten Schatten eines blauen Flecks zu verbergen Aber sie lächelte. Nachdem sie seine Hand geschüttelt hatte, führte sie ihn zu einem kleinen Tisch in der Ecke der Galerie, wo bereits zwei Tassen und eine Kanne Kaffee bereitstanden. Während sie ihm einschenkte überlegte sie, wie sie seine eventuelle Neugierde am besten intelligent stillen konnte, ohne aufdringlich zu wirken. . Es war seltsam, wie vertraut sie sich in seiner Gegenwart fühlte, obwohl sie ihn kaum kannte. „Ich wollte mich bei Ihnen bedanken, Mr. Escobar,“ begann sie, während sie ihm die Tasse reichte. „Ihre Freundlichkeit und Ihre Worte haben mir an einem sehr schweren Tag geholfen. Es hat mir mehr bedeutet, als ich in Worte fassen kann.“ Sie nahm einen tiefen Atemzug und lächelte schwach. „Ich hoffe ich überfahre sie damit nicht. Mir lag es einfach am Herzen noch einmal mit ihnen zu sprechen...es ist nicht selbstverständlich.“