32 Jahre
Kunsthistorikerin | Galeristin
Kensington
26.07.2024, 11:05 - Wörter:
When all seemed lost, you came..
Sie spürte, dass hinter seinen Worten mehr steckte, als er preisgab. Trauer schwang in seiner Stimme mit, auch wenn er versuchte, sie zu verbergen. Er beließ es bei ein paar Worten und Annie entschied sich auch nicht weiter nach zu fragen. Vorerst nicht, auch wenn sie gerne mehr über ihn erfahren wollte. Als er ihre Hand nahm, zuckte sie kurz zusammen, hielt aber still. Sie wollte es nicht, konnte sich aber nicht dagegen wehren und legte ihre Hand schließlich auf seine. Es war seltsam die Hand eines anderen Mannes auf diese Art und Weise zu berühren. Es war kein normaler Händeschlag, sondern etwas sehr emotionales. Javiers Berührung gab ihr ein seltsames Gefühl von Geborgenheit, das sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Geräuschvoll atmete sie aus und sah auf die beiden ineinander verflochtenen Hände. „Danke… es bedeutet mir viel,“ sagte sie leise und schaute ihn an. Sie hoffte inständig, dass er sie nicht für einen Stalker hielt, der nach ihm gesucht hatte indem sie in seiner Firma einige Leute verrückt gemacht hatte. Aber jetzt saß er ja hier und sie hatte die Gelegenheit genutzt, sich zu bedanken, so surreal es ihm vielleicht vorkommen mochte. Jemand wie er, der anscheinend seine eigenen Dämonen hatte, konnte sie verstehen. „Ich möchte einfach wissen, wer du bist. Du scheinst so viel erlebt zu haben. Cancun ...sicherlich ein sehr schöner Ort.“
Und wo war sie? Im regnerischen London. Gefangen in einer Ehe, in der sie nicht glücklich war und dennoch durchhalten musste, damit sie ihre Galerie halten konnte. „Ich bin in einem Leben gefangen, das sich anfühlt, als würde es mich erdrücken. Mein Mann… er hat diese... dunklen Seiten und ich versuche immer, ihn zu schützen, aber manchmal frage ich mich, ob ich das kann.". Sie seufzte und sah ihm direkt in die Augen. „Du hast recht, keine Frau sollte sich so fühlen. Aber ich weiß nicht, wie ich da rauskommen soll. Es ist, als wäre ich in einem Käfig und jede Bewegung, die ich mache, bringt nur mehr Schmerz.“ Annie merkte, dass sie zitterte, und drückte seine Hand fester, um sich zu beruhigen. Wenn ihr Mann jetzt in die Galerie kommen würde und sehen würde, wie sie die Hand eines anderen hielt, sich sichtlich zu diesem hingezogen fühlte - teils aus Verzweiflung, teils aus regem Interesse oder einer Suche nach etwas, dass sie schon so lange vermisste - würde er komplett durchdrehen. Sie wusste, dass sie sich in einer gefährlichen Nähe zu Javier befand, eine Nähe, die sie verletzlich machte. Aber in diesem Moment fühlte sie sich sicherer, geborgener. Ihr Blick blieb in seinem Gesicht hängen, welches sie einen Moment lang zu studieren schien. „Darf ich dir noch etwas anbieten?“ fragte sie leise